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Das Joch

Die besten Klangergebnisse erhält man bei der Verwendung von Holzjochen. Da aber viele Sachverständige der Meinung sind, Vollholzjoche seien stabiler als Leimholzjoche, ist es sehr schwierig, entsprechend altes, 100 Jahre abgelagertes Eichenholz zu beschaffen. Es muß aus statischen Gründen diese Holzart sein. Für kleine Glocken bis 100 Kg sind diese luftgetrockneten Balken noch gut zu besorgen, aber wehe der Holzbalken kommt aus der Kammertrocknung, aus dem dann für große Glocken ein Joch gefertigt wird. Dann verbiegt es sich andauernd und die Glocken sind wenigstens nicht ständig richtig festschraubbar am Joch und können schlimmstenfalls aus den Lagern rutschen. Begleitet wird diese Erscheinung von läutetechnischen Schwierigkeiten. Für größere Glocken empfiehlt es sich deshalb, Leimholzjoche zu verwenden. Diese sind aus einzelnen Eichenholzbohlen zusammengeleimt,verpresst und dadurch noch wesentlich stabiler und haltbarer als gleichwertige Vollholzjoche. Voraussetzung ist aber allerdings ein umfangreiches Wissen im Bezug auf Holzverarbeitung  Dann besteht auch keine Gefahr, daß der Leim durch die Gerbsäure im Eichenholz kaputt geht. An der Stelle, wo die Glocke mit warm gebogenen Schmiedeeisen verschraubt ist, befindet sich ein Holzaufsatz zur Verstärkung der Statik und für eine feine Auswuchtung. Dieser Aufsatz ist beim “Barockjoch” wohlgeformt geschwungen und 1/2 bis 1x genau so hoch, wie das Joch selbst. Das sorgt so für einen ruhigen Schlagrhythmus. Bei ganz kleinen Glocken, muß man sorgsam sein.

Wohlgeformter Aufsatz stabilisiert die Statik
des Joches.

Erkennbar sind die Leimnähte der drei Eichenbohlen, aus denen das Joch zusammengesetzt ist. In diesem Holz werden sich garantiert keine Risse bilden und die Form des Joches bleibt über Jahrzehnte erhalten.

 Die Glockenschwingung verläuft dadurch zwar etwas langsamer, doch wirkt sich nicht mal mit einem Anschlag pro Minute aus. Das widerstrebt somit nicht der Natürlichkeit der Glockenschwingung, in Form eines fehlenden Dopplereffektes oder ähnlichem. Den vorzugsweisen Einsatz dieser Jochart rechtfertigt konkret gesagt die gute Optik, die hohe Stabilität, lange und formbeständige Haltbarkeit sowie die musikalisch vorteilhafte Charakteristik, die Anzahl an Wiederholungen von Anschlagsfolgen im Vollgeläute,
ohne klangliche Einbußen ein wenig zu minimieren. Dadurch bleibt die Glockenmusik länger interessant. Diverse andere Vollholzjoche mit kleinen Aufsätze, die nur schräg auf der Kreissäge zugeschnitten wurden, sind zwar viel preiswerter, erfüllen aber bei weitem nicht die eben genannten Kriterien.

Das ist ein gerissenes Vollholzjoch mit kurzem Aufsatz

So sehen Vollholzjoche nach 50 Jahren aus, wenn das Holz nicht abgelagert war. Dicke Risse im Holz führen zu einer asymmetrischen Verformung des Joches. Daraus ergeben sich wenigstens Probleme beim Läuten ! Obwohl das Holz selber statisch einwandfrei ist, kann man es technisch, wegen der Krümmungen, als Joch, läutetechnisch einwandfrei, nicht mehr nutzen.

Sollten sie aus Kostengründen auf die Idee kommen, eine Glocke an ein Stahljoch zu hängen, dann setzen sie bitte zwischen Glocke und Stahljoch eine wenigstens 4 cm dicke Leimholzplatte zwecks Schwingungsdämpfung vom Glockenton zum Stahljoch ein. Verwenden sie zum Festschrauben der Glocken keine Gewindestangen, da sich die Muttern oben und unten lösen können und man die Materialgüte nicht nachvollziehen kann.

Alte Joche von Krupp-Stahl, bleiben stabil und sind praktisch “unkaputtbar”.

C7

Hier sehen sie ein derartiges Stahljoch. Als Träger für die Glocke habe ich hier Schmiedeeisen gewählt und warm gebogen. Dazwischen deutlich erkennbar:                            Die Holzplatte, die der Schwingungsdämpfung dient. Am besten geeignet ist mehrschichtig unter der Leimpresse verschweißtes Sperrholz. Das schrumpft garantiert nicht mehr als 1/10 mm innerhalb von 10 Jahren.        

Im Vordergrund eine W-förmige Stahlträgerkonstruktion, die bedingt für kleinere Glocken gewählt werden kann. Sie ist verschraubt, das ist besser als genietet und diese Schrauben am Glockenstuhl müssen einmal jährlich nachgezogen werden

Noch ein Hinweis: Sollten sie in ihrer Glocke einen dazu passenden, neuzeitlichen Klöppel mit Vorhang haben, der als Fallklöppel läutet ( der Klöppel “ fällt “ nach dem Auschwung der Glocke auf den Schlagring runter anstatt als fliegender Klöppel oben anzuschlagen ), dann ist das Joch zu schwer: Im Ganzen 2-3 cm runter vom Holz, schön symmetrisch rechts und links mit der Hobelbank, wirken manchmal wahre Wunder. Doch Vorsicht ist geboten mit der Abnahme von Material an der oberen oder unteren Seite wegen einer drohenden Dezentrik des Seilrades und einer statischen Schwächung des Holzjoches.

Ein historische Joch - 100 Jahre und älter - sollte so aus denkmalschutzrechtlichen Gründen nicht bearbeitet werden! Kaufen sie dann lieber ein neues Holzjoch, wenn es nicht besser geht und bewahren die Struktur des alten Joches, was dann z.B. im Heimatmuseum oder in der Kirche einen guten Platz finden kann. Abgesehen davon werden sie sich ihre teure Abrichtbank versauen, da erfahrungsgemäß derartige Hölzer voller Eisenteile wie Nägel, Krampen oder Klammern sind, abgesehen vom Ärger mit dem Denkmalschutzamt, wenn die rausbekommen, daß das Joch abgehobelt wurde.

An einem Glockenjoch sollten zudem sich keine geschweißten Eisenteile befinden oder Flachbänder, in die Schraubgewinde angescheißt sind, da jede Schweißnaht im Laufe der Jahre eine zur Schwachstelle wird. Besser sind warm gebogende Ösen oder Rundstähle aus einem Stück warm gebogen, an deren Ende jeweils ein Gewinde geschnitten wurde - siehe Bilder unten.

Jochbügel aus einem Stück und Joch1
Jochbügel
Jochbügel2

Dazu hier im Vergleich, die von Glockensachverständigen empfohlene und von Firmen praktizierte Ausführung, mit geschweißten Bändern. Schweißnähte sind aber Schwachstellen. Man nimmt diese “Bänder”, weil diese einfach herzustellen sind. Damit sinkt der Preis.
Statisch, ist das nur vertretbar, wenn eine Mittelschraube, die Glocke - zusätzlich - sichert.

Geschweißte Halterungen am Joch

 Ich aber, verwende nur die warm gebogene Vollversion.
Qualität, hat eben, neben Ihrem Aufwand, auch Ihren Preis
.
Kaufen Sie bei mir.
Geben Sie, für Qualität und Sicherheit, ein paar Euro mehr aus.

Aus aktuellem Anlass:

Es häufen sich bei mir die Beschwerden und Fragen geprellter Kundschaft anderer Firmen, die sich, auf anraten der Glockensachverständigen, ihre Glocken von Stahljochen an neue Eichenholzjoche haben hängen lassen, “weil ein Stahljoch einer Glocke nicht würdig ist”. Ständig lose Schrauben und Bügel, die sie alle 8 Wochen nachziehen können, sowie abgesackte Lagerzapfen werden an den neuen Jochen moniert. Ursache ist die Verwendung von frischem Holz für die neuen Glockenjoche, was als trocken deklariert und verkauft wurde, oftmals auch wegen Unwissenheit und mangelhafter Fachkenntnis der Glockenfirmen, wo man normalerweise nicht mit rechnet, daß sowas passiert. Ferner wird auch oft zusätzlich der Fehler gemacht, daß Firmen Kernholz zum Jochbau verwenden. Dieses reißt garantiert ein, verzieht sich und ist für Joche ungeeignet. Allgemein ist sowas Fachwissen eines Schreinerlehrjungen im ersten Lehrjahr.

Das einschlägige Problem dabei ist, daß eine gute, alte, trockene Eiche kaum noch zu bekommen ist. Diese Erfahrung habe ich im Jahr 2013 selber bitter machen müssen, als ich eine Eiche für einen Auftrag aus dem Berliner Raum benötigte, ich eine 350 Kg Glocke in Reparatur hatte. Die Jahre zuvor habe ich historische Joche immer reparieren können. Alte Eiche war für mich, in meiner über 20 jährigen Berufserfahrung, nie ein Thema gewesen, aber das Joch war hin. Da hatte ich dann ein Problem und habe den Auftrag nach monatelanger Suche nicht weiter ausgeführt, weil für diese historische Glocke andere, alternative Hölzer für mich nicht in Frage kamen, eben weil ich um die Problematik weiß, wenn man sich Holz im Großhandel einkauft.  Massive Eiche 200 x 240 mm, trocken, luftabgelagert, wenigstens 30 Jahre alt ? Keine Chance.

Mein Rat an Sie:
Lassen sie lieber die Glocken an den alten Stahljochen hängen, wenn es eben noch aus statischer Sicht zulässig ist oder aber verwenden sie - als Notlösung - Leimholzbohlen, aus denen sie das Joch dann zusammenbauen. Das werden Ihnen die Glockensachverständige zwar nicht gut heißen, aber in der augenblicklichen Lage, wirklich trockenes Holz, mit 50 Jahren Lagerzeit zu bekommen, führt da kein Weg dran vorbei. Ferner haben sie bei frischem Holz auch läutetechnische Probleme, weil das Wasser im Holz ein zusätzliches Gegengewicht zum Klöppel bildet, daß ein niedriges Läuten der Glocke unmöglich macht. Wegen dem Trocknungsvorgang haben sie dann auch ständig Ärger mit der Gleichmäßigkeit des Klöppelanschlages in der Glocke, mit der Zeit zunehmend härtere Anschläge, weil das Wasser verloren geht, das Joch leichter wird, dadurch stetig sich die Anschlagshärte des Klöppels erhöht mit zunehmenden Glockenverschleiß als Folge. Das ist alles Ärger, der sich vermeiden läßt, wenn man mit dem richtigen Fachwissen an die Sache ran geht: Finger weg von frischem Holz, was “nur” 15-20 Jahre gelegen hat oder als Vollholzbalken aus der Trocknungskammer kommt. Holzalternative bei Kapellenglocken bis ca. 150 Kg wäre Lerche.

Faustregel:
Die Trocknungszeit bei Eichenvollholz beträgt ca.
0,5 cm - 1 cm pro Jahr !!!

Noch etwas: Achten sie darauf, daß die Glockenkronen in das Holz ca. 2 cm sauber eingelasssen sind. Das verhindert unkontrollierte Schiefstände, sollte sich die Mittelschraube mal etwas ins Holz einarbeiten.

Stand: April 2015, Bernd Ludwig Müller-Lönnendung.